Die CDL fordert einen Vorrang für das Lebensrecht
Zur Stellungnahme des Deutschen Ethikrates zum Problem der "anonymen Kindesabgabe" kritisiert die stellv. Bundesvorsitzende der Christdemokraten für das Leben, Odila Carbanje:
"Die Aussetzung Neugeborener durch verzeifelte und überforderte Mütter ist keineswegs ein neues Phänomen. Berichte, daß Frauen in Not ihre neugeborenen Kinder vor die Tür des Bürgermeisters, der Klöster, des Pfarrhauses oder sonstiger einflußreicher Personen im Dorf legten, sind schon seit Jahrhunderten dokumentiert. Wie die jeweilige Kultur mit diesen Kindern umgeht und für sie sorgt, ist geradezu ein Kriterium dafür, welchen Wert und welche Rechte sie einer menschlichen Person zumißt.
Dies ist vor allem jenen Kritikern entgegenzuhalten, die inzwischen behaupten, daß durch die Babyklappen "künstlich erst Findelkinder produziert " werden (so z.B. Rainer Hank in der FAS vom 29.11.2009). Wenn nun der Deutsche Ethikrat gar den Gesetzgeber auffordert, die Babyklappen zu schließen und die Möglichkeit zu anonymen Geburten zu streichen, ist das ein Schlag gegen hilfesuchende Mütter mit ihren Kindern sowie gegen alle, die sich für die Rettung dieser neugeborenen Babys einsetzen. Die Träger jeder Babylklappe (meist christliche) bieten oft auch zahlreiche andere Angebote für Mütter in Not an. Babyklappe und anonyme Geburt bilden lediglich das Ende einer Kette von Hilfsangeboten für Mutter und Kind, ein Menschenleben auf jeden Fall zu retten.
Nun stellt der Ethikrat das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Herkunft und auf Beziehung zu seinen Eltern in den Mittelpunkt. Die Absurdität dieser Argumentation ist leicht aufzuzeigen: Wenn man einen Menschen fragt, was ist Dir wichtiger: „Dein Lebensrecht oder Dein Recht zu wissen, von wem Du abstammst?“, dann ist die Anwort klar: Wie soll ich von meinem „Herkunfts“- oder einem anderen Recht Gebrauch machen, wenn ich vorher verstorben bin?
Als logische Konsequenz müßte der Ethikrat die geschlossene bzw. anonyme Adoption auch in Frage stellen. Seit Jahren sind die Adoptionszahlen in Deutschland dramatisch gesunken. In 2007 gab es in Deutschland nur noch 886 Adoptionen von Fremdfamilien. Zigtausende von Paaren, die unfreiwillig kinderlos sind, hoffen und warten vergeblich auf eine Adoptionsmöglichkeit. Stattdessen endet weit mehr als jede 5. Schwangerschaft mit einer Abtreibung, ohne daß der Ethikrat dies offiziell auch nur zu Kenntnis nimmt. Zeugnis davon geben die weiterhin alarmierend hohen Abtreibungszahlen (allein 2008 über 114.500 gemeldete). Einrichtungen wie „Pro Familia“ weigern sich, die Adoption in ihrem Beratungsangebot für Schwange auch nur zu erwähnen. Zusätzliche Überlebensangebote wie die anonyme Geburt und die Babyklappe haben bereits hunderten von Neugeborenen ermöglicht, ihre Geburt überhaupt zu erleben und durch eine Adoption in einer verantwortungsbewußten Familie aufzuwachsen, statt wegen Verzweiflung und völliger Hilflosigkeit der Mutter getötet zu werden. Identitätsfragen können eine große Belastung sein, aber eine geklärte Identität bewahrt nicht automatisch vor psychische Schäden, wie wir wissen. Jedes menschliche Leben hat denselben Wert und das gleiche Lebensrecht, ob mit oder ohne geklärte elterliche Identität."
Christdemokraten für das Leben e.V.
Odila Carbanje
Schlesienstrasse 20
48167 Münster