Keine staatliche Finanzierung der künstlichen Befruchtung (IVF)
Der Staat darf sich durch neue Finanzierung der IVF nicht zum Förderer der künstlichen Erzeugung von Menschen aufspielen. In der aktuellen Empfehlung von Familienministerin Kristina Schröder (CDU), die In-vitro-Fertilisation (IVF) staatlicherseits zu fördern, ist ein deutlicher Widerspruch enthalten. Die Förderung der künstlichen Befruchtung damit zu begründen, dass die Zahl derer, die keine eigenen Kinder haben könnten, so groß geworden sei, verkennt die Realität und ist vor allem angesichts der bleibend hohen Abtreibungszahlen in keiner Weise logisch einsehbar und konsequent. "Ich finde es unerträglich, wenn Kinderwünsche am Geld scheitern", so jetzt die Familienministerin. Aus dieser richtigen Erkenntnis zieht sie allerdings bedauerlicherweise völlig falsche und irreführende Schlüsse. Wir fordern das Familienministerium auf, die tatsächlichen Gründe steigender Unfruchtbarkeit genauer zu untersuchen, ihnen entgegen zu wirken und stärker Aufklärung dazu zu geben.
Zum einen ist die IVF eine extrem belastende und keineswegs ungefährliche Behandlung, da sie sich auf eine über viele Monate, manchmal über Jahre laufende hormonelle Hyperstimulation einlassen muss, die sogar schon häufiger nachweislich zum Tod der Frauen geführt hat. Dafür sollte also staatlicherseits - auch wegen der hohen Risiken und Belastungen - tunlichst nicht geworben werden. Ferner sind laut den neuesten IVF-Registerzahlen allein 2009 bei 75.000 Behandlungszyklen mit Implantation von bis zu drei Embryonen bei 46.000 Frauen inzwischen nur 5.000 Kinder (davon rund 20 % Zwillinge) geboren, aber 2.400 Aborte gemeldet worden. Viele Frauen bleiben also auch nach der stark belastenden IVF weiter kinderlos oder sogar in hoher Zahl traumatisiert durch eine Fehlgeburt. Schon heute gehören die Reproduktionsmediziner, die IVF in 120 Zentren bundesweit anbieten, zu den am besten verdienenden Ärztegruppen. Der reproduktionsmedizinische Bedarf steigt stetig weiter an, vor allem weil der Kinderwunsch bei vielen Paaren immer mehr in Richtung 40 Jahre verschoben wird. Schon 2008 bezahlten die gesetzlichen Kassen für IVF-Behandlungen rund 40 Millionen Euro. Das Handelsblatt schätzte in einer Marktanalyse für Reproduktionsdienstleistungen vom 20.1.2010 das deutsche Marktpotenzial für Pharmakonzerne und Ärzte auf jährlich gut eine Milliarde Euro.
Doch warum sollte der Staat die sehr teure künstliche Befruchtung (jeder Monatszyklus IVF kostet zwischen 3.200 und 5.000 Euro) bezahlen, wenn er gleichzeitig an anderer Stelle Frauen, die ein Kind erwarten, durch die volle Kostenübernahme im Fall der Abtreibung ein deutliches Signal dafür gibt, das dieser Schritt staatlicherseits anerkannt und gefördert wird, allein jährlich mit rd. 40 Millionen Euro an Steuergeldern? Der Staat wäre besser beraten, nicht Jahr für Jahr durch seine Abtreibungsfinanzierung völlig falsche Signale zu senden, sondern im Gegenteil, Familien und Frauen, die schwanger sind, alle möglichen Unterstützungen zukommen zu lassen, damit sie ein angstfreies "Ja" zu ihrem Kind sagen können.
Die Bundesfamilienministerin will auch die Adoption erleichtern, was sicher lobenswert ist, sofern sich dies nicht insbesondere auf gleichgeschlechtliche Paare bezieht, wie es die FDP und andere seit Jahren fordern. Zehntausende von adoptionswilligen Ehepaaren warten vergeblich auf ein Kind, dem sie ein liebevolles Zuhause geben möchten. Zunächst steht jedoch die Frage, wo die zu adoptierenden Kinder eigentlich herkommen sollen. Die Zahl der Adoptionen ist in Deutschland seit Jahren auf niedrigem Niveau deutlich rückläufig. 2009 konnten nur noch 1692 Kinder von fremden Eltern adoptiert werden, Tendenz weiter stark sinkend. Gleichzeitig wurden allein im vergangenen Jahr 115.000 ungeborene Kinder abgetrieben, zu nahezu 90 % wurden die Abtreibungen finanziert durch staatliche Gelder.
Wenn jetzt die Familienministerin erfreulicherweise zusätzliche Gelder für die Realisierung des Kinderwunsches freimachen will, so sollte sie schnellstens geeignete Fördermittel und wirksame Hilfestellungen dazu geben, um schwangere Frauen wirksamer als bisher zu ermutigen, ihrem Kind doch das Leben zu schenken. Nicht wenige verzweifelte Mütter , die sich auch aus wirtschaftlichen Nöten heraus gegen ihr Kind entscheiden, würden durch eine bessere finanzielle Unterstützung des Staates gerade in den ersten Lebensjahren das Ja zu ihrem Kind wagen und eine neue Perspektive sehen. Vielleicht würden sie es auch im Einzelfall zur Adoption freigeben, wenn dieser Schritt in der Gesellschaft nicht so negativ gesehen würde. Oft genügen wenige Tausend Euro Starthilfe für eine junge Frau und Familie, damit sie den Mut finden, ihr Kind anzunehmen. Länder wie Australien zeigen, dass durch ein "Babybegrüßungsgeld" in dieser Größenordnung die Geburtenrate sofort deutlich angestiegen ist.
Bei der Argumentation von Ministerin Schröder drängt sich bedauerlicherweise der Eindruck auf, dass der Staat die Lösung des demografischen Problems eher in der künstlichen Erzeugung von Menschen in Reproduktionszentren zu sehen scheint, als in der Förderung junger Frauen und Familien, die sich nach wie vor oft nur aus wirtschaftlicher und sozialer Not heraus gegen ein Kind entscheiden. Anders kann der Einsatz von Politikerinnen aller Parteien für die Förderung der IVF bei gleichzeitiger öffentlicher Finanzierung der Abtreibung nicht erklärt werden.
Christdemokraten für das Leben e.V.
Mechthild Löhr (Bundesvorsitzende)
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