Abschaffung der Babyklappen - hat der Ethikrat wirklich die Folgen bedacht?
Der deutsche Ethikrat hat, gegen die Stimmen der kirchlichen Vertreter in diesem Gremium, empfohlen, die Babyklappen abzuschaffen, da jeder Mensch das Recht habe, seine Herkunft zu erfahren. Diese Kenntnis werde aber durch die anonyme Abgabe eines Kindes in eine Babyklappe verhindert.
Hier verwechselt der Ethikrat die Wertigkeit zweier Rechtsgüter, er räumt dem Recht, seine eigene Herkunft zu kennen, Priorität ein und nimmt billigend in Kauf, dass Kinder abgetrieben oder nach der Geburt getötet werden, weil der Mutter die Möglichkeit der Anonymität genommen wurde. Die Kenntnis der eigenen Herkunft ist sehr wichtig für die Entwicklung eines Menschen, aber sie ist nicht so existenziell, dass von ihrer Einforderung eventuell abhängt, ob dieser Mensch überhaupt leben darf.
Auch das Argument des Ethikrates, dass keine verlässlichen Daten vorliegen, ob durch Babyklappen Kindestötungen verhindert wurden, mutet seltsam an. Wie sollen diese Daten bei der anonymen Abgabe von Neugeborenen wohl erhoben werden? Wer kann verlässlich abschätzen, wie viele Kinder getötet worden wären, wenn es die achtzig Babyklappen und die Möglichkeit der anonymen Geburt an über 130 Kiniken in Deutschland nicht gegeben hätte.
Wenn es dem Ethikrat wirklich wichtig ist, dass alle Menschen ihre Herkunft kennen, dann sollte er sich vielmehr dafür einsetzen, dass in Deutschland jede Mutter die finanziellen und gesellschaftlichen Möglichkeiten vorfindet, ihr Kind anzunehmen und aufzuziehen. Solange dies nicht gewährleistet, brauchen wir nicht weniger sondern mehr Babyklappen.
Das die Vertreter der evangelischen und der katholischen Kirche im Ethikrat der Mehrheitmeinung deutlich widersprochen haben, zeugt von christlicher Nächstenliebe und ihrem Realitätssinn. Denn wenn nur ein Leben durch die Babyklappen gerettet wurde, dann hat diese Idee ihren Zweck erfüllt.
Ein Kommentar von Stefan Grieser-Schmitz